Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist nun mehr als 2000 Jahre alt. Das Wissen um die Medizin basiert auf einer mythologischen Gestalt – dem Gelben Kaiser "Huang Di" (siehe Bild), der ein grundlegendes Werk (Innere Medizin) geschaffen hat – das "Huang di Nei Jing" (des Gelben Kaisers Klassiker zur inneren Medizin), bestehend aus zwei umfangreichen Teilen, eines zur Theorie der Chinesischen Medizin und der zweite Teil zur praktischen Umsetzung jener. Von diesen Grundideen ausgehend hat jegliches Denken in der Traditionellen Chinesischen Medizin seine Anwender stets begleitet. Das große Werk wird oft als "Bibel" der Chinesischen Medizin bezeichnet. Wie die Bibel auch bei uns als fundamentales Werk mit Theorien und Richtlinien bis in die heutige Zeit bewahrt wurde und mehr einen ideologischen als determinativen Charakter aufweist, so gilt das Werk des "Gelben Kaisers" als Baustein einer weit reichenden Entwicklung irdischer Bemühungen der traditionellen Ärzte in China und darüber hinaus.


 

In Europa werden Akupunktur und die Traditionelle Chinesische Medizin im 17. Jahrhundert zum ersten Mal in überlieferten Texten aus Frankreich erwähnt. Hier rührt auch der Name "Akupunktur" her, was im Französischen so viel wie "spitzer Stich" bedeutet. In Deutschland fasst diese Therapiemethode erst Ende des 19. Jahrhunderts Fuß, wird aber kontinuierlich erforscht und entwickelt sich bis in unsere Tage zu einem angesehenen System zur ganzheitlichen Behandlung von körperlichen und seelischen Leiden in unserer Gesellschaft.

 

 

Über viele Jahrhunderte hat sich die Traditionelle Chinesische Medizin auf vielen Ebenen weiter entwickelt. Geprägt war diese Entwicklung stets durch führende Dynastien sowie philosophische Richtungen wie zum Beispiel:

Daoismus | Konfuzianismus | Buddhismus | Naturalismus | Logismus | und viele andere


Die Traditionelle Chinesische Medizin erscheint uns manchmal deshalb ein wenig fremd, weil das Denkmodell, auf welchem die TCM basiert, einer völlig anderen Kultur und einem völlig anderen Zeitalter entspringt, als es bei uns in Europa der Fall ist. Die Medizin in Europa kann man als eine moderne Medizin bezeichnen – schließlich war man bis in das 19. Jahrhundert damit beschäftigt anatomische Fragen bezüglich unseres Körpers zu lösen, und sind heute mit Hightech immer noch dabei… Die Medizin der Chinesen existiert seit über 2000 Jahren und hat ihre Wesenszüge weitgehend beibehalten – unter Einbezug der zahlreichen Einflüsse von außen im Laufe der Zeit. Im Zentrum des Denkens steht die Tatsache, dass alle natürlichen Vorgänge in Beziehung zueinander stehen, sich beeinflussen und bestrebt sind stets einen harmonischen Ausgleich dieser natürlichen Kräfte zu erzielen. Hieraus ergeben sich automatisch Polaritäten, die uns bekannt sind unter der Bezeichnung "Yin und Yang". Möchte man natürliche Prozesse beschreiben, bedarf es stets einer Gegensätzlichkeit, um diese überhaupt beschreiben zu können. Möchte man den Tag beschreiben, muss man erst wissen, wie die Nacht ist, möchte man Krankheit definieren, so muss man erst wissen, was Gesundheit ist etc. In all dem ist Yin und Yang präsent. Diese beiden Kräfte verkörpern ein stetiges Wechselspiel von natürlichen Vorgängen, sie ergänzen sich, gehen miteinander und gegeneinander und dennoch sind sie eine Einheit. Ein weiteres beschreibendes Modell des chinesischen Grunddenkens wären die "fünf Wandlungsphasen" – ein theoretisches Modell basierend auf den fünf Elementen "Holz, Feuer, Wasser, Erde und Metall" und dessen Wechselwirkungen zueinander und miteinander..


 

Neben der besagten Energie "Qi" gibt es noch weitere Substanzen, die in Beziehung zueinander stehen und sich permanent beeinflussen. Schließlich gibt es die einzelnen Organe – wie auch wir sie kennen, die in ihrer Funktion aber einem anderen Denkmodell entsprechen, nämlich einem Modell auf energetischer Ebene. Eine Analogie zu der Funktionsweise der Organe wie wir sie kennen gibt es nur in einer entfernten Weise. All diese Aspekte – von Yin und Yang über Qi bis hin zu den Organen, ergeben ein ganzes Medizinsystem und sind für die Erkennung von Disharmonien im Körper von größter Relevanz..Die Chinesen gehen von einem imaginären Leitbahnsystem im Körper aus, durch dessen Bahnen - auch Meridiane genannt, die Energie fließt. Dieser Energie wird vereinfacht gesehen die Bezeichnung "Qi" zugesprochen, was mit Kraftpotential, Aktivpotential oder Odem assoziiert werden kann. Diese Art Leitbahnsystem ist vergleichbar mit unserem Nervensystem, jedoch bleibt es ein theoretisches System. Auf den Leitbahnen/Meridianen liegen über 360 spezielle Punkte, die Akupunkturpunkte. Durch Aktivierung dieser Punkte mittels Akupunktur kann die fließende Energie positiv beeinflusst werden. Da für die Chinesen "Krankheit" als ein Missverhältnis dieser Energien bedeutet, reicht es durch gezielte Stimulation der Akupunkturpunkte, das Missverhältnis wieder in Gleichgewicht zu bringen.

 

 

Neben der besagten Energie "Qi" gibt es noch weitere Substanzen, die in Beziehung zueinander stehen und sich permanent beeinflussen. Schließlich gibt es die einzelnen Organe – wie auch wir sie kennen, die in ihrer Funktion aber einem anderen Denkmodell entsprechen, nämlich einem Modell auf energetischer Ebene. Eine Analogie zu der Funktionsweise der Organe wie wir sie kennen gibt es nur in einer entfernten Weise. All diese Aspekte – von Yin und Yang über Qi bis hin zu den Organen, ergeben ein ganzes Medizinsystem und sind für die Erkennung von Disharmonien im Körper von größter Relevanz.


Es ist nie mein Bestreben gewesen zu beweisen, welche nun die bessere Methode ist – die Traditionelle Chinesische Medizin in China oder die Schulmedizin in Europa. Jedes Medizinsystem ist das Produkt einer kulturellen und sozialen Umgebung und von vorne herein mit Unterschieden behaftet. Beide Systeme sind somit eigenständige Medizinsysteme, die ihre Vor- und Nachteile haben. Zusammen würden sie vielleicht ein perfektes Medizinsystem repräsentieren, doch da die Denkansätze so sehr verschieden sind, können die Systeme nicht immer ineinander geführt werden. China ist heute auch im Medizinsystem bereits auf dem westlichen Standard. Davon zeugen Krankenhäuser und fortschrittliche Technologien, die unserem Niveau in Europa gleichen. Dennoch hat sich die Traditionelle Chinesische Medizin seinen Stellenwert und eine gewisse Gleichberechtigung zur Schulmedizin bewahrt: in den modernsten Krankenhäusern in China finden sich Abteilungen für Akupunktur und Traditionelle Medizin, stets in enger Zusammenarbeit mit der Schulmedizin. Somit gehören Bilder wie dieses unten links, wo ein Straßenarzt Medizinbehandlungen durchführt, fast zur Vergangenheit…


 
 

 

Stellt sich die Frage, ist diese traditionelle chinesische Medizin nun eine fundamentale Wissenschaft, Humbug oder gar eine Kunst? Humbug nun sicher nicht, denn dann hätte sie nicht mehr als 2000 Jahre lang überlebt und die Welt-Gesundheits-Organisation hätte weltweit sicher nicht spezifische Erkrankungen definiert, die mit Akupunktur besonders gut zu behandeln sind, nein… Wissenschaft oder Kunst? Am Anfang mag sie einem wie eine Kunst vorkommen, doch je mehr man sie studiert und praktiziert, umso mehr wird sie zur Wissenschaft.


 

Zunächst einmal muss man sich klar machen, dass die Traditionelle Chinesische Medizin unsere westlichen Krankheitsbegriffe nicht verwendet. Bei körperlichen Leiden werden grundsätzlich so genannte "Muster" definiert und entsprechend behandelt. Aus den alten Büchern überliefert ist eine klare Darstellung der Ursachen von Erkrankungen. Diese doch einfache Strukturierung erfasst die innere Logik des ganzen Systems und kann somit Krankheiten erfassen, für die es manchmal gar keine Bezeichnung gibt.

 

 
Äußere krankmachende Faktoren
Äußere krankmachende Faktoren sind vor allem Wettereinflüsse wie:

Wind Kälte Hitze Sommerhitze Nässe Trockenheit

Diese können sehr leicht in den Körper eindringen und ein Ungleichgewicht vorhandener Körperenergien verursachen. Als Beispiel dieser Denkweise sei der Faktor "Kälte" angebracht: ein Bauarbeiter, der 30 Jahre bei kaltem Wetter draußen arbeiten muss, könnte im Alter Gelenkschmerzen entwickeln. Die schulmedizinische Diagnose zum Vergleich wäre "Arthrose". In China wäre es der krankmachende Faktor "Kälte“.

Innere krankmachende Faktoren

Innere krankmachende Faktoren kommen, wie der Name schon sagt, aus dem Inneren des Körpers und basieren auf einer Disharmonie der energetischen Zustände der Organe, der Substanzen und ihrer Beziehungen. Hierzu zählt auch der Einfluss der Emotionen auf den Körper, der ebenfalls Disharmonien verursachen kann.

Sonstige krankmachende Faktoren
Sonstige krankmachende Faktoren sind:

Unfälle Gewalteinwirkung auf den Körper Operationen Überbelastung psychische Traumen

Die sonstigen krankmachenden Faktoren können den Körper in dem Maß schwächen, dass wiederum die äußeren Faktoren leicht eindringen können. So gesehen gibt es unter diesen Faktoren auch eine Wechselbeziehung.



Die Diagnose wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin nach einer ausführlichen Anamnese mit dem Patienten gestellt. Dazu gehört zunächst das persönliche Gespräch, wo über die Erkrankung gesprochen wird, über Begleitumstände, über das soziale Umfeld, die Emotionen, die Ernährungsgewohnheiten und Vieles mehr. Ergänzend wird die Zunge genauestens angeschaut sowie der Puls gefühlt.

 

Die Diagnose wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin nach einer ausführlichen Anamnese mit dem Patienten gestellt. Dazu gehört zunächst das persönliche Gespräch, wo über die Erkrankung gesprochen wird, über Begleitumstände, über das soziale Umfeld, die Emotionen, die Ernährungsgewohnheiten und Vieles mehr. Ergänzend wird die Zunge genauestens angeschaut sowie der Puls gefühlt.


 

Die Pulsdiagnose hat ebenfalls dieselbe Tradition wie die Zungendiagnose, ist in ihrem Wesen allerdings viel komplexer und subtiler. Es bedarf langjähriger Erfahrung um diese Methode zu beherrschen. In diversen Texten zur TCM werden über 30 verschiedene Pulse diskutiert. Anhand dieser Zahl kann man sehen, wie nuanciert diese Technik ist.


 

Um der Wichtigkeit dieser diagnostischen Möglichkeiten aufzuzeigen, hat Marika Jetelina bereits ein Fachbuch über Zungendiagnose für Therapeuten im THEWS-Verlag veröffentlicht. Die Zungendiagnose von Marika Jetelina in 54 Bildern stellt ein Arbeitsskript in besonderer Weise dar. Der Leser hat anhand von Skizzen, die ergänzt werden können, die Möglichkeit: - Zungenfarbe | Zungenform | Zungenbelag - zu interpretieren.